Wiesn 2021

auch dieses Jahr wieder gehörst du uns allein. Einsam und allein auf weiter flurbereinigter, coronadurchtesteter Zentralstadtfläche wirkt einzig das Noagerlzelt auf den prähellenistischen bairischen Geist und seine weltweiten Ausläufer.
Das Zelt steht noch nicht, aber der geistige Aufbau beginnt stets auch mit dem Abbau des Vorherigen. Eine Weisheit, die jeder professionelle Biertrinker aus- und vorwiegend inwendig kennt. Das gleiche gilt fürs Trinken, wie das Ernest Hemingway in den Raging Twenties bemerkte:“ The fuller the pitcher the more empty the mind.“ I war ja dabei!

Erst wenn das Glas sich leert, füllt sich das Bierhirn. Dafür steht nicht nur symbolisch das Noagerl in der Brandung der Gegenwart, ebenso wie für die Überschaubarkeit des Zukünftigen, für die Absehbarkeit dessen, was auf einen zukommt.

Auf unserem diesjärigen Symposion sind Experten geladen, um uns zu zeigen, dass das Noagerl mehr ist als es die Mass je sein könnte.

Wir haben hierzu dieses Jahr so manche Koryphäe geladen, uns kulturhistorisch zu begleiten. In unserem Kreisel begrüßen dürfen wir das Institute for Strategic NOAG Studies, einen weltweit anerkannten Denktank. Einen Denktank wie jedes Bierfaß es auch ist.

Exemplarisch an einer der urbairischesten Familien wollen wir die herausragende Rolle des, nennen wir ihn mal, gordischen Knotens bestehend aus Bier, Baiern und der Familie S. in der Weltgeschichte herausspinnen.

So kurz vor der Wahl werden wir uns stark machen für die Abschaffung der Nutzbierhaltung. Das Zentrum für Bier, das sich schon seit vielen Jahren für Wiederaufforstung der Biergärten einsetzt, hin zu Bierwäldern, wird in seinem kulturhistorischen Beitrag „Wiesn heute – vom Bierwald zur Rasenideologie“ diese zivilisatorische Katastrophe des Kahlschlags herausarbeiten.

Mit Hilfe der realexistierenden Wissenschaften werden wir aufräumen mit dem Mist, der sich im Stalle des deutschnationalen Zeus angehäuft hat. Wir werden ausmisten, wo sich falschverstandene Biertümelei breit gemacht, wo vegane Hanswurschten sich an der letzten lebenden Ochsenfetzensemmel vergreifen. Wir werden vorgreifen, wo zu viel Holz vor der Hütte, und nachschüren, wo zu wenig Respekt vor Hopfen und Malz herrscht.
Wir werden begrüßen, wo es zu begrüßen gilt, und wir werden verabschieden, wo es zu verabschieden gilt.

 

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